Jahresbericht 2022


Das Highlight des Jahres 2022:

 

frisches Obst von der eigenen Plantage für die Schul- und Kindergartenkinder des Vereins Nepal Schulprojekt e.V.

 

Beim letzten Update Ende letzten Jahres mussten wir Sie über die Corona-Situation in Nepal informieren und die Versorgung der Eltern unserer Schul – und Kindergartenkinder mit Nahrungsmitteln und Brennstoffen, um eine schlimme Hungersnot zu vermindern. Wir durften aber auch die erfreuliche Entwicklung in der Region Humla rund-um-das „Geburtshaus“ in Kermi berichten. Die Errichtung von drei Kindergärten zur frühkindlichen Erziehung und das Programm zur Gesundheitsprävention bei jungen Frauen stand im Mittelpunkt.

Dank großzügiger Spenden von vielen Institutionen, Firmen, Privatpersonen und den Mitgliedern des Vereins konnte diese schwierige Situation überstanden werden.

2022 war ein Jahr des „Wiederaufbruchs“. Dank der Hilfe der nepalesischen Freunde des Vereins und bei den 2 Besuchen von Astrid Vöhringer und anderer Mitglieder des Vereins vor Ort konnten Projekte wiederaufgenommen werden. Neue wurden gestartet… u.a. auch die Rekultivierung einer Obstplantage im Solokhumbu zur Versorgung der Kinder mit einem „gesunden Frühstück“… aber wie gewohnt von Anfang an…

 

Über den Verein und die Historie seiner Arbeit in Nepal

 

Der Verein Nepal-Schulprojekt – Zukunft für Kinder – e.V. mit Sitz in Ebersbach/ Fils wurde im Jahr 2000 gegründet, um Kindern in Nepal – einem Land mit einer sehr hoher Analphabeten Quote - Bildung und damit die Aussicht auf eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Ziel des Vereins ist es, in einer sehr engen und auf Augenhöhe basierenden Zusammenarbeit mit lokalen Kommunen und Persönlichkeiten, eine Entwicklung in Nepal anzustoßen, die stets auf Hilfe zur Selbsthilfe beruht und der Nachhaltigkeit verpflichtet ist.

 

Der Verein hat zwei wichtige regionale Schwerpunkte in seiner Arbeit

 

Neben der Hauptstadtregion Kathmandu ist es seit 2006 die Region Humla im Nordwesten Nepals an der Grenze zu Tibet/China. Das seit vielen Jahren geförderte Projekt „Yalbang/Kermi“ umfasst eine Schule für 400 Schüler, ein Hostel, sowie ein „Geburtshaus“ in Kermi, das als Gesundheitsposten die ärztliche Nahversorgung gewährleistet. Die Unterstützung von Müttern bei der Geburtshilfe wird zunehmend wichtiger für die Verringerung der Kinder- und Müttersterblichkeit.

 

Hier wurde 2022 ein Kindergarten in Betrieb genommen. Die staatliche Bildungsarbeit beginnt in Nepal erst mit der Einschulung und wird vom Verein durch die Einrichtung der Kindergärten ergänzt. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigten, dass mit Bildung nicht früh genug begonnen werden kann…. was Hänschen nicht lernt, lernt auch der kleine Hans nicht mehr…        

 

Das Engagement des „Landrats“ Kumar Lama und die durch eine verbesserte Bildung angestoßenen Veränderungen in der Kultur der Region haben das Projekt „Humla“ zu einem selbsttragenden Prozess werden lassen. Regel-mäßige Projektsitzungen der Beteiligten vor Ort und mit den Verantwortlichen in Ebersbach sichern die Qualität und sorgen für eine notwendige gezielte Hilfe.

 

Obst für alle Kinder in den Kindergärten und Schulen

 

Seit einigen Jahren bekommen die Kinder in den Schulen und Kindergärten, die der Verein finanziert, regelmäßig ein gesundes Frühstück mit Obst, insbeson-dere einheimische Äpfel, zu essen. Das gesunde Frühstück trägt dazu bei, dass sich Kinder besser entwickeln und widerstandsfähiger werden, weil es Abwechselung in die „normale“ Ernährung einer nepalesischen Familie bringt. Sie ist sehr einseitig auf Reis und Linsen (Yalbang) ausgerichtet.

 

Diese „Tradition“, die 2019 durch den Verein initiiert wurde, ist für Teile des staatlichen Schulsystems in Nepal zum Vorbild geworden und wird in immer mehr Schulen praktiziert.             

 

Allerdings zeigte sich im Lauf der Zeit, dass der Kauf von Äpfeln und anderem Obst, sowie eine flächendeckende Verteilung in allen Schulen und Kindergärten die finanziellen Ressourcen des Vereins sehr belastet. Zusätzlich waren in Coronazeiten die Grenzen nach Indien geschlossen. Damit fiel ein wichtiger Importeur für längere Zeit aus und die Preise für einheimisches Obst „schossen“ in die Höhe und drohten der guten Idee den Garaus zu machen….   was tun?

 

2011 hat der Verein in der Nähe einer Schule bereits einen Hain mit 2000 Rudraksha - Bäumen von den Kindern einer Schule und der Dorfgemeinschaft pflanzen lassen und dabei Erfahrungen mit dieser nachhaltigen Tätigkeit gesammelt. Erosion verhindern, Umwelt verbessern, einen Raum in der Natur für Gebete erschaffen und Einnahmen durch den Verkauf der Rudraksha-Nüsse erzielen… das waren damals die Ziele.

 

Warum nicht die Obstverteilung und die guten Erfahrungen der Baumpflanz-Aktion miteinander verbinden, und Obstbäume anpflanzen? Warum kann man die Idee der schwäbischen „Streuobstwiesen“ nicht nach Nepal exportieren?

 

Das waren die Fragen, die sich die Führung des Vereins Nepal Schulprojekt e.V. stellte und die Verantwortlichen vor Ort waren sofort begeistert.

 

Eine Streuobstwiese für Nepal – Zukunft für Kinder und einen ganzen Ort – die Idee

 

Im Distrikt Solukhumbu liegen nicht nur die bekannten 8.000 er Nepals. An einem Hang in 3.000 Meter Höhe und oberhalb vom Dorf Phaplu, das viele Touristen als zweiten Ausgangspunkt neben Lukla für das Trekking zum Everest-Basecamp kennen, liegt die Heimatgemeinde von Lobsang Dolma, die als erfolgreiche Unternehmerin und nepalesische Partnerin von Astrid Vöhringer von unschätzbarem Wert für den Verein vor Ort ist.  Dieser Ort Chelsa ist eines der „Tibetian Settlements“, welche nach der Flucht der Tibeter aus ihrer Heimat 1959 in Nepal entstanden ist. Angelegt als kleines Ökosystem mit Tempel, Kloster, Schule, Teppichfabrik und Einkaufsmöglichkeiten wurde der Ort für die Tibeter zur neuen Heimat. Heute leidet es unter Abwanderung der Jungen in die Stadt. Von ursprünglich 1.500 Menschen leben heute noch 250 dort.

 

Lobsang Dolma erinnerte sich, dass nahe beim Dorf damals auch Obstplantagen für die Eigenversorgung der Bewohner gelegt worden sind.

 

Den ersten Besuch von Astrid Vöhringer nach Corona im Oktober 2021 nutzten die beiden Freundinnen und machten sich auf die Suche. Sie fanden die Obstplantage auch. Allerdings waren die Bäume jahrelang unbeschnitten und das Gelände zugewachsen, so dass die eigentlichen Obstbäume nur mit Mühe erkennbar waren. Eine Zählung ergab 800 Bäume und als erste Maßnahme wurden 20 Bewohner aus dem Dorf zur Rodung des Unkrauts zwischen den Bäumen „angestellt“ – kurze Zeit später waren nicht nur die Bäume sichtbar, sondern auch erkennbar, dass es sich um Apfel-, Pfirsich- und Pflaumenbäume handelte.

 

Ein besonders zuverlässiger und kundiger Dorfbewohner wurde vom Verein als Verwalter angestellt und lebt heute zusammen mit seiner Familie, drei Büffeln und weiteren Tieren auf der Plantage – er koordiniert vor Ort die Aufgaben.

 

Zusammen mit ihm und den Mönchen des nahegelegenen Klosters wurden weitere Flächen in der Nähe als Erweiterung identifiziert. Der Kauf von 500 Obstbäumen wurde beauftragt.

 

Nach der Rückkehr nach Deutschland besuchte Astrid Vöhringer beim Vater eines ihrer ersten Volontäre Georg Mödinger im Remstal einen Kurs zum richtigen Schnitt von Obstbäumen – zur besseren Vermittlung in Nepal entstanden Kurzvideos.

 

Beim Besuch von Astrid Vöhringer im März 2022 waren die Rodungsarbeiten abgeschlossen und die Bäume konnten beschnitten und neue gepflanzt werden. Damit umfasste die „nepalesische Streuobstwiese“, wie sie von den Beteiligten liebevoll getauft wurde, 1.300 Bäume.

 

Mit Spannung wurde dann im Sommer das Wachstum der Früchte beobachtet. Nahezu wöchentlich wurden Bilder von Nepal nach Ebersbach geschickt und dann war es so weit: als erstes wurden Pfirsiche und Pflaumen und später auch die ersten Äpfel auf die 12-stündige Autoreise von Chelsa nach Kathmandu zur Weiterverarbeitung geschickt. Übrigens, 50% der Ernte bleiben nach einer Vereinbarung mit den Dorfbewohnern vor Ort und werden dort verwendet. 

 

Allerdings zeigte sich auch schnell, dass 20 Jahre der Nichtbewirtschaftung keine „Traumfrüchte“ hervorbringen – für den Genuss waren die Früchte zu klein, zu sauer und wenig genießbar. Die Kreativität des Vereins wurde auch mit dieser Herausforderung fertig: mit den Pflaumen wurde im Experiment ein „Schnaps“ erzeugt, der sich gut verkaufen ließ und aus den Äpfeln entstand nach einem schwäbischen Hausrezept das 1. in Nepal produzierte Apfelmuss, welches von den Kindern heute mit großem Genuss verzehrt wird. Allerdings reicht die Menge noch nicht aus, um den gesamten Bedarf zu decken, aber ein Anfang ist gemacht…

 

Welche professionelle Arbeit von den Vereinsverantwortlichen auch in der Anlage der Obstplantage geleistet wurde, belegt das Urteil von schwäbischen Garten- und Obstbauern – sehr gesunde Bäume, professionell geschnitten und die Umgebung der Bäume gut bearbeitet.

 

Wie geht es 2023 auf der Streuobstwiese weiter?  

 

Durch das professionelle Kümmern des Verwalters werden die Bäume 2023 mehr Ertrag bringen und die neuen Bäume gut anwachsen, so dass diese dann ab 2025 auch Ertrag bringen können.

 

Bei den Bewohnern des Orts hat die Arbeit in der Apfelplantage einen großen Eindruck hinterlassen. 2023 werden die Anstrengungen fortgesetzt, dass die Dorfbewohner die Plantage als Teil einer Zukunft für den Ort erkennen. Dazu soll die Schule im Ort unterstützt, die Bildungschancen weiter verbessert werden und an einem Gesundheitsposten gearbeitet werden. Die am Anfang beschriebene Entwicklung in Humla lässt grüßen….

 

Was ist 2022 sonst noch passiert?

 

In Nepal kennt man über 80 offizielle Feiertage und alle konnten 2022 endlich wieder gefeiert werden. Zu Ehren von Astrid Vöhringer und ihren Gästen wurde am 25.10. Tihar (Lichterfest) mit Gesang, Tanz und gemeinsamem Essen gefeiert.

 

Die Kindermönche aus dem Shelkarkloster in Boudha waren zusammen mit ihrem Betreuer Kalle, dem aktuellen Volontär des Vereins, genauso gekommen, wie die Tanzgruppe des Behindertenheims, welches vom Verein unterstützt wird und eine Flötengruppe, die von ehemaligen Schul- und Kindergartenkindern gebildet wurde. Es wurde ein fröhliches und buntes Fest.

 

Eine besondere Ehre für den Verein und ihre rührige Vorsitzende war der Besuch des Rinpoche Tsepri Lopan Tulku bei diesem Fest. Der Rinpoche ist als offizieller Vertreter des Dalai Lama in Nepal nicht nur das geistige Oberhaupt der Buddhisten mit tibetischem Ursprung, sondern auch der Repräsentant dieser großen Bevölkerungsgruppe bei Politik und Verwaltung. Darüber hinaus ist der Rinpoche ein sehr natürlicher und hoch gebildeter Gesprächspartner

 

Zusätzlich hat eine große Schule, die Songstenschule in Boudha, die vom Verein seit vielen Jahren unterstützt wird, eine neue Küche erhalten. Bei einem Besuch Ende September wurde der unhygienische Zustand in dieser Küche, in der jeden Tag drei Mahlzeiten für 600 Kinder und Jugendliche aus der Schule und dem angeschlossenen Hostel gekocht werden, bemerkt.

 

Am 10.11. konnten die renovierten Räumlichkeiten der Schule übergeben werden. Das Beispiel zeigt, was mit geringen Investitionen (u.a. aus einer Spende des Rotaryclubs Göppingen aus Anlass des „runden“ Geburtstags eines Mitglieds) und dem engagierten Wirken im großen Netzwerk des Vereins eine nachhaltige Verbesserung der Situation erreicht werden kann.

 

Es sind die vielen kleinen Maßnahmen, die nicht nur den Status Quo der vielfältigen Aktivitäten des Vereins erhalten, sondern die Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen in Nepal weiterentwickeln.

 

Wir danken allen Vereinsmitgliedern, Freunden und Förderern unseres Verein Nepal Schulprojekt e.V. für Ihre Verbundenheit und Ihre Zuwendungen. Bleiben Sie bitte auch 2023 dem Verein verbunden und unterstützen Sie uns im Rahmen Ihrer Möglichkeiten.

 

Weitere Informationen zum Verein finden Sie auf unserer Website:  www.Nepal-Schulprojekt.info und sollten Sie Fragen haben, wenden Sie sich bitte an die erste Vorsitzende des Vereins Astrid Vöhringer. Sollten Sie spenden wollen… sehr gerne auf unser neues Konto bei der Kreissparkasse Göppingen IBAN DE63 6105 0000 0049 1201 47 BIC GOPSDE6GXXX

 

Ebersbach, den 7.12.2022

 

Astrid Vöhringer                                        Stephan Vomhoff