Nepal-Schulprojekt: Ein Überblick Januar 2021


Der Verein Nepal Schulprojekt e.V. 2021 – die Krise als Chance nutzen und in Nepal Streuobstwiesen pflanzen

 

Beim letzten Update im Dez. 2019 hatten wir Ihnen über den Abschluss der Bauarbeiten am „Geburtshaus“ und Gesundheitsposten in Kermi/Humla berichtet und unter der Überschrift „was Hänschen nicht lernt… lernt Hans nimmermehr“ von der Planungen 2020 und der Einrichtung von drei Kindergärten in der Region Humla berichtet. Die Finanzierung war u.a. dank großzügiger Spenden zweier Stiftungen und des Rotaryclub Göppingen gesichert und im Frühjahr sollten die Bau- und Einrichtungsarbeiten beginnen. Astrid Vöhringer wollte im Mai 2020 nach Nepal und Humla reisen und ab Herbst sollten die Kindergärten ihren Beitrag zur Verbesserung der Bildung bei kleinen Kindern leisten. Dann kam alles anders…. aber wie gewohnt von Anfang an…

 

Über den Verein und die Historie seiner Arbeit in Nepal….

 

Der Verein Nepal-Schulprojekt – Zukunft für Kinder – e.V. mit Sitz in Ebersbach/ Fils wurde im Jahr 2000 gegründet, um u.a. Kindern in Nepal – einem Land mit einer sehr hoher Analphabeten Quote (50 - 60%) Schulbildung und damit die Aussicht auf eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Ziel des Vereins ist es, in einer sehr engen und auf Augenhöhe basierenden Zusammenarbeit mit den lokalen Kommunen eine Entwicklung in Nepal anzustoßen, die stets auf Hilfe zur Selbsthilfe beruht und der Nachhaltigkeit verpflichtet ist. 

 

Ein wichtiger regionaler Schwerpunkt der Arbeit des Vereins ist neben Kathmandu seit 2006 die Region Humla im Nordwesten Nepals an der Grenze zu Tibet/China. Das seit vielen Jahren geförderte Projekt „Yalbang/Kermi“ umfasst eine Schule für 400 Schüler, ein Hostel, um diesen Kindern aus den entfernteren Dörfern den Schulbesuch zu ermöglichen, sowie ein „Geburts-haus“ in Kermi, das als Gesundheitsposten die ärztliche Nahversorgung gewährleistet und durch die Unterstützung von Müttern bei der Geburtshilfe zunehmend wichtiger für die Verringerung der Kinder- und Müttersterblichkeit wird.

 

U.a. durch die wachsende Bildung und die Nutzung von Internet entwickelt sich die Region als Wirtschafts- und Lebensstandort und ermöglicht den Menschen ein Einkommen vor Ort durch Landwirtschaft und Handel. Die Bildung soll auch durch die Einrichtung der Kindergärten weiterentwickelt werden. Die Erfah-rungen der vergangenen Jahre zeigten, dass mit Bildung nicht früh genug begonnen werden kann.

 

 

Nepal und die Corona - Pandemie…

 

Nepal, eines der ärmsten Länder dieser Welt erlebt die 2. Naturkatastrophe innerhalb kürzester Zeit nach dem Erdbeben von 2015. Neben dem Virus und seinen Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen, sind es vor allen Dingen die wirtschaftlichen Folgen, die Nepal schwer belasten. 

 

Die Grenzen und alle Geschäfte waren monatelang geschlossen. Die Importe von Nahrungsmitteln u.a. anderen Gütern des täglichen Bedarfs erreichten das Land nicht mehr. Die Touristen bleiben aus und damit fallen Verdienstmög-lichkeiten für viele Nepali weg. Insbesondere in Kathmandu verteuert sich das wenige was es gibt so, dass es sich die Mehrzahl der Menschen nicht mehr leisten kann. Die Angst vor dem Verhungern ist größer als die Angst vor dem Virus.  

 

Der Verein Nepal Schulprojekt e.V. hat sofort reagiert. Aus Rücklagen kaufte der Verein Linsen, Gas zum Kochen, Öl und Reis und stellt dies bedürftigen Familien in Kathmandu aus dem örtlichen Umfeld zur Verfügung. 1.500 Menschen konnten in der 1. Phase bis zum Sommer mit dem nötigsten versorgt werden. 

 

Die Region Humla hatte auf Grund ihrer abgelegenen Lage Glück und musste bis in den Sommer hinein keine Infektion mit dem Virus verzeichnen. Schule und Geburtshaus wurden weiter betrieben. Allerdings musste der geplante Um- und Ausbau der Kindergartengebäude ausgesetzt werden, weil wichtige Materialien nicht geliefert wurden. Für die Schule und Hostel wurden Hygiene-konzepte erstellt. Diese haben bei den ersten Fällen, die im November 2020 aufgetreten sind, „gute Dienste“ geleistet.

 

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Man sieht, mit welcher Professionalität die deutsche Vereinsleitung und ihre nepalesischen Ansprechpartner nicht nur Projekte, sondern auch Krisen managen. Dem guten Ruf und den besonderen Verbindungen des Vereins in Nepal ist es auch zu verdanken, dass der schwer an Corona erkrankte Kumar Lama, „Landrat“ in Humla, in Kathmandu erfolgreich behandelt werden konnte.

 

Nachhaltigkeit in Zeiten von Corona…

 

Seit einigen Jahren bekommen die Kinder in den Schulen, die der Verein finanziert, regelmäßig Obst, insbesondere einheimische Äpfel zu essen. Diese „Tradition“ wurde auch 2020 fortgesetzt. Auch die Jüngsten im Modell-kindergarten in Kathmandu sind in dieses Programm einbezogen.

 

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Allerdings zeigte sich, dass der Kauf von Äpfeln und anderem Obst, sowie eine flächendeckende Verteilung in allen Schulen und Kindergärten die finanziellen Ressourcen des Vereins zu sehr belastet… was tun?

 

2014 hat der Verein in der Nähe einer Schule bereits einen Hain mit 2000 Rudraksha - Bäumen von den Kindern einer Schule und der Dorfgemeinschaft pflanzen lassen und dabei Erfahrungen mit dieser nachhaltigen Tätigkeit gesammelt. Erosion verhindern, Umwelt verbessern, einen Raum in der Natur für Gebete erschaffen und Einnahmen durch den Verkauf der Rudraksha-Nüsse erzielen… das waren damals die Ziele. 

 

 

Warum nicht die Obstverteilung und die guten Erfahrungen der Baumpflanz-Aktion miteinander verbinden und Obstbäume anpflanzen? Warum kann man die Idee der schwäbischen „Streuobstwiesen“ nicht nach Nepal exportieren? 

 

Das waren die Fragen, die sich die Leitung des Vereins Nepal Schulprojekt e.V. stellte und die Verantwortlichen vor Ort waren sofort begeistert. 2020 sollte sofort ein Pilotversuch gestartet werden. Die Anschubfinanzierung leistete der Verein aus Rücklagen.

 

Streuobstwiesen für Nepal…

 

In einer Pflanzaktion in der Nähe einer Schule und des Modellkindergartens in Bandanad, ca. 3 km von Boudha und der großen Stupa entfernt, konnten Schüler und Freiwillige die ersten Bäume setzen. „Streuobstwiese“ bedeutet in Nepal nicht verschiedene Sorten von Äpfeln und Birnen, sondern eine Kombination aus Obst-, Rudraksha- und   Bäumen, deren Blüten u.a. auch zur Herstellung von Incense/Räucherstäbchen verwendet werden.

 

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Die Erfahrungen waren sehr positiv – 500 Bäume wurden von Schülern und einer Dorfgemeinschaft gepflanzt und vom Rinpoche gesegnet, das gemeinsame Arbeiten und Gestalten machte genauso viel Spaß wie die Belohnung: ein gemeinsames Picknick im Grünen. Die Pflege der Bäume und die Bewässerung ist in Zusammenarbeit mit dem Jagdol Forest Conservation Team grundsätzlich organisiert und 2021 sollen diese Grundlagen für die Bewässerung professionalisiert werden. Es wird zwar noch eine Weile mit der Ernte dauern… aber die 1. Streuobstwiese in Nepal ist angelegt…

 

 

Planungen des Vereins Nepal Schulprojekt e.V. in 2021… 

 

Zunächst einmal… der Bau und die Einrichtung der Kindergärten in der Region Humla sollen starten, sobald die Lieferketten in Nepal wieder funktionieren und Baumaterialien organisiert werden können. Die Handwerker aller Gewerke stehen bereit, das Fachpersonal ist bereits ausgebildet und wartet auf seinen Einsatz.

 

Als weiteres Projekt hat sich der Verein die Verbreitung der Idee der „Schwäbischen Streuobstwiese“ vorgenommen. Das Projekt in Bandanad soll ausgebaut werden und ein neues Projekt soll in der Everest-Region entstehen.

 

Eine Obstplantage für das Solukhumbu-Kloster…

 

… soll, vorbehaltlich der Finanzierung, 2021 noch entstehen. Im Distrikt Solumkhumbu liegen nicht nur die bekannten 8.000 er Nepals, sondern auch ein Nonnenkloster, in dem heute 200 Nonnen ein kärgliches Leben in großer Armut fristen. Unter der Anleitung eines männlichen Rinpoche beten die überwiegend jungen Frauen den ganzen Tag. Bereits 2015 konnte das Leben der Nonnen durch eine Wolldeckenspende des Christophsbad Göppingen erleichtert werden.

 

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Auf dem großzügigen Gelände des Klosters soll eine Obstplantage mit anfangs 500 Bäumen entstehen. Ein positiver Beitrag zur Reduzierung der Erosion wird genauso erwartet wie eine Bereicherung des Lebens durch die Arbeit in der Plantage und die Ernährung der jungen Nonnen. Vielleicht besteht ja auch irgendwann die Möglichkeit des Verkaufs von Obst und anderen Erzeugnissen aus der Plantage…?

 

Die Nachhaltigkeit der Maßnahme wird gewährleistet durch das Engagement von Lobsang Dolma, die nicht nur eine erfolgreiche Teppichfabrikantin, sondern auch die Verantwortliche des Vereins Nepal Schulprojekt e.V. in Nepal ist. Sie kommt aus der Region und ist in dieser immer noch tief verwurzelt. 

 

Zur Beteiligung an der Investition in Bäume und die Bewässerung sucht der Verein weitere Unterstützer. 

 

Wie es Freunde und Förderer des Vereins von diesem seit Jahren kennen, ist ein Investitions- und Maßnahmenplan zwischen den Verantwortlichen in Deutschland und Nepal bereits abgestimmt. Lange Telefongespräche und Videokonferenzen haben die Besuche von A. Vöhringer in Nepal abgelöst und zu einem guten Ergebnis geführt.

 

 

Ebersbach, den 21.12.2020