Bericht zweier Voluntäre

Im Rahmen unseres Hochschulpraktikums verbrachten wir fast drei Monate in dem spannenden Nepal. Nachdem wir mit viel Verspätung in Kathmandu angekommen waren, wurden wir von Gianni, dem Praktikant, herzlich in Empfang genommen. Er hat uns gemeinsam mit dem Taxifahrer in die Stadt zu unserem von Uttam bereits gebuchten Hotel gebracht. Gianni hat uns in Land und Leute eingeführt und so konnten wir uns schnell in Kathmandu zurechtfinden. Die ersten vier Wochen nutzten wir, um das sehr abwechslungsreiche Land und seine Kultur kennenzulernen.

 

Anfang März sind wir an der Schule angekommen, wo wir mit einem Tee herzlich in Empfang genommen wurden. Mohan Sir, der Schulleiter, hat uns erstmal die Schule und die Gegend gezeigt, uns den Schülern und Lehrern vorgestellt und uns zu sich nach Hause eingeladen, wo wir von seiner Frau mal wieder mit einem leckeren Tee empfangen wurden. Die Didi hat uns die Einkaufsmöglichkeiten, Internetcafés und den Milchbauern in der Umgebung gezeigt und uns beim Einkaufen und Einleben unterstützt. Ebenso hat uns unser lieber Freund Bikash sehr dabei geholfen, uns im Dorf und der Umgebung zurechtzufinden. Dank ihm fühlten wir uns schnell in das alltägliche Dorfleben integriert und dort auch wirklich wohl. So lernten wir die zwei (vermutlich) dorfältesten Damen und besten Freundinnen kennen, welche uns immer wieder besuchten. Wir unterhielten uns mit ihnen meist mit allen uns verfügbaren Körperteilen und es schien ihnen immer sehr wichtig zu sein, dass wir auch genug essen. So bekamen wir auch einmal Erbsen vom eigenen Feld geschenkt. Ein weiterer Dorfbewohner, der uns sehr wichtig war, ist Milo Dhai, der Besitzer des kleinen Shops gegenüber. Bei ihm tranken wir unseren täglichen Tee, beobachteten von seinem Bänkchen aus das alltägliche Leben um uns herum und trafen so immer wieder neue Dorfbewohner. Außerdem weiß Milo Dhai alle Abfahrts- und Ankunftszeiten der Busse und er hat uns sogar mal begleitet, damit wir in den richtigen Bus umsteigen. Natürlich möchten wir hier auch seine Familie und all die anderen Dorfbewohner aus Berruwa und der Umgebung erwähnen: die Besitzer der anderen Shops, die Milchbauern die am Ende immer sofort wussten, wie viel Milch wir benötigen, den Mann der den leckersten Joghurt herstellt, die Schneiderinnen, die Bäckersfrau mit dem leckeren Café, die Verkäufer im Supermarkt, die Besitzer des Internetcafés, den alten Mann mit seinen Ziegen, die Nachbarskinder, die Dorfjugendlichen, den netten Mann mit den Kartoffeln, die Frauen mit den schweren Lasten…..Nur leider wissen wir nur von sehr wenigen die Namen. Wir können aber mit Sicherheit sagen, dass wir uns dank ihnen allen sehr wohl und sehr sicher Dorf gefühlt haben. Es wurde immer danach geschaut, dass es uns gut geht. Viele der Dorfbewohner trafen wir auch an den Wochenenden im und vor dem Medical room. Dort behandelte die nette Krankenschwester Anita sie mit dem Bioresonanzgerät, wobei sie von Bikash unterstützt wurde. Die Begegnung mit Anita war immer sehr schön und die Gespräche, die wir auch auf Deutsch führen konnten, waren sehr interessant und toll. Durch sie haben wir viel über dörfliche Strukturen und die Kultur in Nepal gelernt.

 

In der Schule haben wir dann begonnen, in den verschiedenen Klassen als Team zu unterrichten. Dies hat sich als sehr gut herausgestellt, da die Klassen meist sehr heterogen zusammengesetzt sind und wir so individueller auf die einzelnen Schüler und Schülerinnen eingehen konnten. Wir unterrichteten Englisch in der 4. Klasse und Mathe in der 6., 7., und 8. Klasse. Dabei waren wir erstaunt, wie umfangreich der Stoff in den einzelnen Schulbüchern war. Leider bot die Menge an Unterrichtsinhalten nur wenig Möglichkeit zur Vertiefung einzelner Bereiche, weswegen wir eine Art „Nachhilfeunterricht“ anboten. Die Schüler und Schülerinnen standen kurz vor ihren Prüfungen und so boten wir ihnen an, die Inhalte und Themen gemeinsam zu erarbeiten, bei denen sie noch verstärkt Schwierigkeiten hatten.

Ebenso waren wir häufig im Kindergarten. Dort spielten und sangen wir gemeinsam mit den Kindern und setzten uns mit dem eigenen Körper auseinander. Die Kinder lernten englische Begriffe für einzelne Körperteile und brachten uns die nepalesischen Synonyme bei. Außerdem umrandeten die Kinder ihren Körper auf Zeitungspapier. Die so entstandenen Figuren wurden von allen mit viel Freude angemalt und sie haben die Namen von Superhelden bekommen.

Die Zeit der Prüfungen nutzten wir, um nochmal im Himalaya wandern zu gehen. Wir wanderten im Lang-Tang-Gebiet, bestiegen dort den Tsergo Ri und gingen dann weiter zu den Gosainkundseen. Das alles war sehr beeindruckend und wir haben unterwegs viele nette Bekanntschaften, sowohl mit Touristen wie auch mit Einheimischen gemacht. Das Leben in den Bergen hat uns wirklich fasziniert.

 

Als wir zurückkamen, wurde an der Schule schon alles für das bevorstehende Schulfest geplant und organisiert. Einige der Schüler und Schülerinnen übten gemeinsam mit einigen Lehrerinnen ihre Showeinlagen. Obwohl aufgrund der Ferien einige Tage lang kein Unterricht stattfand, waren jeden Tag die meisten der Schüler und Schülerinnen an der Schule. Deshalb boten wir ihnen eine Kunst- AG in unserer Küche an. Hier wurden Porträts gezeichnet und die Kinder konnten verschiedene Zeichentechniken und Materialien erproben. Aus Bhaktapur hatten wir zuvor einen Batzen Ton besorgt und so konnten wir auch kleine Porträtbüsten erstellen. Diese künstlerischen Tätigkeiten, bei denen die Schüler und Schülerinnen relativ frei agieren konnten, schien ihnen allen sehr viel Spaß zu machen. Dann kamen die Schulfeste. Zuerst an der großen, dann an der kleinen Schule. Es wurde viel getanzt und gesungen und die Schulleiter und Fr. Vöhringer hielten Reden. Zudem wurde „Mme Astrid“ für ihr jahrelanges Engagement ausgezeichnet. Sie wird über diese Feierlichkeiten sicherlich noch ausführlicher berichten, deshalb halten wir uns kurz: Es war schön.

 

Zwischenzeitlich trafen auch die Krankenschwester Judith und die zwei Ärzte Amir und Sascha ein, die im Medical room auf dem Gelände der Schule viel Zeit verbrachten, um die Dorfbewohner zu untersuchen. Wir halfen ihnen dabei, Brillen zu sortieren und diese zu verteilen. Gemeinsam mit ihnen feierten wir dann auch in Kathmandu und Boudhanath in das neue nepalesische Jahr hinein. Am folgenden Tag wurde die Tempelanlage mit ihrer neuen Glocke mit einem sehr großen Fest eingeweiht. Es war wirklich überwältigend, wie viele Menschen zu diesem Ort pilgerten.

 

Nachdem an der Schule wieder der Alltag eingekehrt war, mussten wir uns auch schon bald wieder von all den liebgewonnenen Menschen verabschieden.

 

Uttam hat uns dann an den Flughafen begleitet, wo Bikash uns ebenfalls zur Verabschiedung erwartete. Der Abschied ist uns dadurch nicht leicht gefallen.