Kumar Lama (2.v.l.), Bürgermeister der Gemeinde Humla in Nepal und Leiter der Schule und des Hostels des Vereins Nepal-Schulprojekt, war zu Gast in Ebersbach und berichtete über die Fortschritte des Projekts. Foto: Anja Heinig
Bereits beim Betreten des Haus Filsblicks war eine besondere Stimmung bei den rund 130 Gästen des Nepalnachmittags zu spüren. Strahlende Gesichter wo man hinsah. Bei einem Ehepaar blieb der Blick hängen: Der Bürgermeister der Gemeinde Humla, Kumar Lama, der zugleich Leiter der Schule und des Hostels am Himalaya ist, welche mit Hilfe des Nepal-Förderprojektes finanziert und unterstützt werden, strahlte mit seiner Frau Yabjang um die Wette.
Es war die erste große Reise des nepalesischen Ehepaares. Dass sie kommen konnten, hatte sich erst einen Tag vor der geplanten Abreise entschieden, als ihnen endlich das Visum ausgestellt wurde. Bereits vor der Veranstaltung nahmen sich die beiden Nepalesen viel Zeit, um mit Besuchern zu reden. Astrid Vöhringer wirbelt wie immer herum, eröffnete das Kuchenbuffet und bedanke sich bei all den Gästen. Sichtlich gerührt war sie, dass so viele gekommen waren und sich für das Projekt interessierten. Vöhringer verlor keine Zeit und ging auf die Problematiken und Herausforderungen in Humla und Kathmandu ein.
Die Ebersbacherin erinnerte daran, wie die ersten Flüchtlingskinder aus Humla, einer Region im westlichen Himalaya nahe der tibetischen Grenze, nach Kathmandu kamen. Die Maoisten hatten die Humlaregion angegriffen und so wurden die Kinder auf den beschwerlichen Weg geschickt, in der Hoffnung, dass sie mit Bildung die Chance auf ein besseres Leben haben. Insgesamt 24 Kinder wurden seit 2001 in Kathmandu aufgenommen und betreut. Eindrucksvoll, mit Bildern und Videos untermalt, zeigt Vöhringer, wie sich die dortige Arbeit gestaltet.
Aufgrund der traumatischen Ereignisse, sowie dem wochenlangen Marsch mussten die traumatisierten kleinen Flüchtlinge intensiv von den Volontären des Vereins betreut werden. "Doch jetzt haben diese Kinder so viel Selbstvertrauen und Selbstsicherheit. Dass war das schönste, was man mit Ihnen machen konnte", beschrieb Vöhringer die Arbeit der Volontäre und im Hintergrund läuft ein Video, wie sie gemeinsam einen Kinderzirkus einüben.
Die Humlakinder wurden als besonders sozialschwach in einem ohne hin armen Land angesehen", beschreibt Vöhringer freudestrahlend den Erfolg. Weiter zeigte Astrid Vöhringer auf, wie im Jahre 2006, als sie mit einigen Bekannten über Tibet nach Humla reiste, das Versprechen in einer Versammlung abgab, einen Weg zu finden, um Kinder aus den weit verstreuten umliegenden Dörfern zusammen zu holen und Bildung zukommen zu lassen. Vöhringer hielt Wort, trommelte und wirbelte in Deutschland und mobilisierte ungeahnte Kräfte. Gelder wurden gesammelt, in Ebersbach starteten Nepal-Schüler Läufe. So konnte mit 21 000 Euro der Bau des Humla-Hostels beginnen, das 2007 eröffnet wurde. Es ist inzwischen um einen Anbau erweitert worden. Insgesamt wurden rund 100 000 Euro investiert
Vöhringer und die Helfer haben viel mehr geleistet. Das weiß auch das aus Humla angereiste Ehepaar. Sichtlich gerührt sitzen die beiden im Publikum und verfolgen die Präsentation. Sie wirken nachdenklich, wenn sie die Bilder sehen, in denen deutlich wird, vor welchen humanitären Problemen und Herausforderungen das Land steht. Deutlich wird jedoch auch, wie dankbar sie Astrid Vöhringer sind, dass sie sich all den Herausforderungen gestellt und diese gelöst hat.
Die Ebersbacherin erbringt einen hohen persönlichen Einsatz. Regelmäßig geht sie mit etlichen Interessierten und Freunden des Vereins nach Nepal, versorgt neben den Kindern auch Menschen mit medizinischen Problemen. Nun steht ein neuer Abschnitt in der Arbeit des Vereins an. Im März wird Vöhringer eine Gruppe jüngerer Kinder aus Kathmandu zurück in ihre Heimatregion Humla bringen. Die gut funktionierende Schule und das Hostels ermöglicht es nun, dass die Kinder wieder in der Nähe ihrer Eltern leben. Astrid Vöhringer strotzt vor Energie. Auf wenn sie einige herbe Rückschläge einstecken musste. Auf eine im Wahlkampfauftritt versprochene Unterstützung seitens Bundesentwicklungshilfeminister Dirk Niebel musste aufgrund für den kleinen Verein unüberwindbare Hürden verzichtet werden.
Die Bilder und Videos, die Vöhringer von der Arbeit und den Reisen nach Nepal zeigte, ließen keinen der rund 120 Gäste im Haus Filsblick unbeeindruckt. "Man spürt, dass das ihre Passion ist", war beim anschließenden gemütlichen Beisammensein zu hören, oder "ich musste so oft mit den Tränen kämpfen, das war beeindruckend". Beeindruckend ist für das Ehepaar Kumar auch, das Interesse der Ebersbacher. Kumar und seine Frau Yabjang fanden keine Worte, aber ihre strahlenden Augen sprachen Bände und so überreichten sie überglücklich vielen Besuchern, den in Nepal für Glück stehenden weißen Schal. Astrid Vöhringer betonte abschließend, wie wichtig der Nachmittag für die Förderer sei, sie sähen regelmäßig, was mit ihrem Geld passiere und könnten die Fortschritte so begleiten.