Bericht unserer Voluntärin Elisa Zölls

Nepal! Wie soll ich nur anfangen? Nun war ich schon drei Mal in Nepal und durfte jedes Mal für die NGO „Nepal – Schulprojekt - Zukunft für Kinder“ vor Ort tätig sein. Trotzdem fällt es mir immer noch nicht leicht, schnell und in kurzen Zügen meine Eindrücke, meine Erlebnisse, die Menschen, oder gar das Land zu beschreiben oder etwa zusammenzufassen. 

Das Land ist so unterschiedlich, wie die Menschen und demnach sind auch die Erlebnisse je nach Ort anders. So durfte ich das erste Mal in Nepal in dem Dorf Biruwa/Dadikot in einer Familie auf dem Land, für Westler, unter sehr einfachen Bedingungen wohnen. Am Tag half ich in der von der Organisation unterstützten Schule und in dem Kindergarten. Hier gelang es mir langsam und behutsam in das sehr gewöhnungsbedürftige Schulsystem neue Elemente, wie Malen oder Spielen, mit einzubauen. Nach der Schule ging es dann meist mit der Familie auf die Felder oder es wurde in Haus und Garten geholfen oder einfach nur mit meinen nepalesischen Brüdern und Freunden gefaulenzt. In meiner freien Zeit, die aufgrund der vielen Streiks und Feiertage in Nepal nicht zu knapp bemessen war, ging es dann auf Motorrad auf Erkundungsfahrten im Kathmandutal.

Das zweite Mal in Nepal gestaltete sich schon ganz anders, da ich diesmal in Kathmandu (Hauptstadt von Nepal) untergebracht war und zwischen Dadikot, Tinchuli-Kindergarten und Humla-Haus pendelte. Ich lernte neue Leute, neue Aufgaben und die harten Lebensbedingungen in einer Stadt eines Entwicklungslandes kennen. In einer Stadt wie Kathmandu kämpft man täglich mit Wasserknappheit, Stromausfall für mehrere Stunden am Tag, Streiks, Dreck, Luftverschmutzung, Armut, Menschenmassen, Lärm, usw.. Doch wie soll ich sage: „ Die etwa 2 Millionen - Stadt ist voller Leben und unheimlich interessant mit ihren Menschen, Waren, und Kulturschätzen!“

Nun, das dritte, und bestimmt nicht das letzte Mal in Nepal war ich im Sommer/Herbst/Winter 2008. Dieses Mal wurde alles ganz anders. Die letzten Male hatte ich immer Zeit für alle möglichen Tätigkeiten, so stellten sich diese vier Monate als eher zeitknapp heraus. Grund dafür war mein vorgeschriebenes Auslandsemester, das ich gerne in Nepal absolvieren wollte. Nebenbei war ich wieder für das Schulprojekt tätig und wohnte daher im Humla-Haus.

Mein Studium an der Kathmandu University in Boudha war äusserst interessant, da ich dort einen Einblick in den Buddhismus sowie in die Politik in Nepal bekam. Das neu Erlernte, vor allem im Buddhismus, wurde dann in langen Diskussionen im Humla-Haus ausdiskutiert. Doch ich habe noch nicht erklärt, was das Humla-Haus ist? 

Im Humla-Haus, wo ich dieses Mal grösstenteils meine Zeit verbrachte, wohnen eine Familie aus Humla (nordwestlichste Region in Nepal), zwei Mädchen, so genannte Aunties, die im Haushalt helfen und 22 Kindern ebenfalls aus Humla, die tagsüber in die Schule gehen und morgens und abends mich auf Trapp hielten. 

Das spielte sich dann etwa so ab: 

Meistens ging ich mit Freunden aus der Humla-Familie in die Yoga-Stunde am Morgen um 5:30. 

Blieben wir zu Hause, wurde ich langsam durch lautes Hämmern, Musikeinlagen, oder durch ein Kind, das sich aus Versehen in mein Zimmer verirrte, manchmal sanft und manchmal etwas unsanft aus dem Schlaf geweckt. Mit einem fröhlichen „good morning aunty“ wurde ich geweckt und freundlich begrüsst und schon zu allen möglichen Aktivitäten eingeladen. Diese waren unter anderem der Bau einer Hundehütte für einen uns zugelaufenen Strassenhund, namens Baby. 

Diese Hundehütte konnte leider nicht fertig gestellt werden, aufgrund der guten Zielschüsse der Jungen beim Fussball im Hof. Es gab dann auch so genannte lebensrettende Aktionen für unser Baby, das einmal sogar in einer Röhre feststeckte und nur durch die Hilfe einer Säge und etwas Seifenwasser befreit werden konnte. Natürlich mussten auch diverse Wehwehchen der Kinder verarztet werden, die sich oft auch als Schutz vor dem „Schulegehen“ heraus stellten. Am Nachmittag nach meinem Unterricht und dem der Kinder wurden oft die Hausaufgaben gemeinsam gemacht. Hatten wir dann am Abend Strom, was nicht so häufig vorkam, wurde entweder ein Film nach dem Abendessen angeschaut lange Geschichten erzählt oder wir diskutierten über meine und deren Kultur und Bräuche.

Aber nun komme ich zum Höhepunkt der Kinder! 

Ich habe einen Freund in Kathmandu, der einen wunderbaren indischen Snack- und Süssigkeitenladen besitzt. Dieser Laden heisst TipTop und war das Begehrteste der Kinder wären meiner Zeit bei ihnen. Ich habe leider den Fehler begangen, zu Beginn jedem Kind zu versprechen, jedes Wochenende drei ausgeloste Kinder mit in diesen Laden zu nehmen. Das Schlimme war nicht nur, dass ich mindestens zehn Mal am Tag gefragt wurde wann und wer zu TipTop gehen darf, sondern die „Anfahrt“ gestaltete sich als äusserst schwierig: die Busfahrt bzw. Tempofahrt (Blechbüchse auf drei Rädern) zu TipTop bzw. nach Hause dauerte etwa 20 Minuten bis 2 Stunden auf nepalesischen Strassen und mit dem ortstypischen Verkehr (ein Schlagloch küsst das andere und jeder auf der Strasse hat seine eigenen Regeln). Die gefüllten Mägen der Kinder wurden auf der Heimfahrt ungewollt mehrmals entleert. Natürlich nicht nur die Kinder durften sich an den Süssigkeiten und Snacks erfreuen, auch an die anderen Kinder zu Hause im Humla-Haus wurde gedacht und für jeden eine Samosa (mit würzigen Kartoffeln gefüllte Teigtasche) mitgebracht. Aus diesem Grund wurde ich zur Samosa-Aunty.

Neben meiner wunderbaren Zeit im Humla-Haus und an der Universität in Kathmandu ging es auch noch nach Humla zu dem neu erbauten Hostel für knapp 100 Kinder. In jeder Hinsicht war dieses Erlebnis einmalig: die Menschen und die Natur waren beeindruckend. Ich hatte sogar die Chance in Humla in einem heissen Bergbach mitten in der Wildnis umgeben von 6000m hohen Bergen zu entspannen und mich in einem Pferderennen mit einem Freund und Helfer dort zu messen, das ich leider verlor. 

Im Hostel selbst wurden alle Besucher mit einem aufwendigen und wunderbaren Kulturprogramm empfangen und mit Milchtee bewirtet. Es ist unglaublich, was in so kurzer Zeit in dieser abgelegenen Region durch die Arbeit der Menschen dort und der Unterstützung von Astrid Vöhringer errichtet wurde und es ist schön, zu erleben, wie viel positive Resonanz aus der Bevölkerung zurückkommt!

Die Begeisterung für dieses Land habe ich vor allem aufgrund der Begegnung mit wunderbaren Menschen in Nepal, die die Arbeit von Astrid Vöhringer aus eigenem Wunsch heraus unterstützen. Doch auch die fruchtbringende und sinnvolle Arbeit mit den Menschen dort wird mich immer wieder in dieses Land ziehen und meine Erlebnisse und Freundschaften nicht vergessen lassen.

Elisa Zölls